Nachbarschaftshelfer und Selbsthilfe-Moderatoren im Austausch
Kommunikationstraining, Projektideen und neue Perspektiven
Am 23. Mai 2025 kamen rund 25 Nachbarschaftshelfer, Selbsthilfegruppen-Moderatoren und Vertreter:innen anderer Projekte zu Kaffee und Kuchen zusammen, um Tipps und Tricks zum Thema Kommunikation entgegenzunehmen – vor allem aber, um sich in lockerer Atmosphäre über die eigene Arbeit auszutauschen.
Geladen hatte das Soziale Netzwerk Lausitz (SNL) unter dem Titel „Plauderstündchen“ im Rahmen der Kontaktstelle für Selbsthilfe und Pflegeselbsthilfe sowie in der SNL-Funktion als Koordinierungsstelle für Nachbarschaftshilfe und Träger des Projekts ‚Zukunftswege Ost‘.
Störungen, Aggressionen und Vielredner
Wie geht man als Moderator einer Selbsthilfegruppe mit Störungen oder sogar Aggressionen um? Was tun als Nachbarschaftshelfer, wenn man mit menschenfeindlichen Aussagen konfrontiert wird, die man so eigentlich nicht stehen lassen will?
Zu diesen und weiteren Fragen gab der erfahrene Kommunikationstrainer Guido Michels im Rahmen seines zweistündigen Workshops wertvolle Hinweise und beantwortete geduldig die Fragen der Teilnehmer. Er empfiehlt aktives Zuhören, klare Sprache und respektvollen Umgang. Denn sie sind die Grundlage dafür, dass Menschen sich überhaupt einbringen können.
Ein Beispiel: Statt nur zu nicken, kann man das Gesagte des Gegenübers in eigenen Worten zusammenfassen – etwa mit Sätzen wie: „Wenn ich dich richtig verstehe, meinst du…“ oder „Das klingt so, als ob dir besonders wichtig ist, dass…“. So fühlt sich der Gesprächspartner ernst genommen, echte Verständigung wird leichter.
Gut zu wissen
Vertrauen entsteht durch Kommunikationskultur
Gerade in herausfordernden Situationen zeigt sich, wie wichtig Kommunikationskultur ist. Wenn Moderierende oder Helfer:innen aktiv zuhören, in eigenen Worten spiegeln und klare Grenzen respektvoll markieren, entsteht Vertrauen. Dieses Vertrauen ist der Schlüssel dafür, dass Menschen ihre Anliegen einbringen – und dass Gruppen lebendig, offen und konstruktiv bleiben.
Der „Kaputte-Schallplatten-Trick“
Besonderes Interesse weckten Michels‘ praktische Tipps im Umgang mit Vielrednern, die Gespräche oft dominieren und den Austausch erschweren. Dazu gehört etwa der „Kaputte-Schallplatte-Trick“: Man wiederholt ruhig und konsequent die eigene Kernaussage – ganz so, als wäre man eine Schallplatte mit Sprung. Das hilft, bei endlosen Monologen den Fokus zurückzuholen.
Michels empfahl auch den „Der Neinsager-Trick“, nämlich freundlich, aber bestimmt „Nein“ zu sagen. Hier können Formulierungen wie: „Ich verstehe Ihren Punkt, aber ich sehe das anders und möchte das jetzt gern einbringen“ helfen.
Darüber hinaus zeigte Michels Wege auf, wie man den Ärger-Kreislauf unterbrechen kann, der oft durch Vielredner entsteht: etwa durch kurze Pausen zur Selbstregulation, das bewusste Wechseln der Perspektive oder kleine Rituale wie ein „Stopp-Zeichen“, das von der Gruppe vereinbart wurde, um Dominanzverhalten wertschätzend zu unterbrechen.
Was ist ein gutes Projekt?
Im zweiten Teil des Nachmittags ging es um eine Frage: Was ist eigentlich ein gutes Projekt? Auch dazu gab es einen regen Austausch. Die Diskussion bewegte sich weg von abstrakten Kriterien, hin zu konkreten Erfahrungen. Was berührt den Alltag der Menschen wirklich? Was ist umsetzbar mit begrenzten Mitteln?
Für die einen ist ein Projekt dann gelungen, wenn es so umgesetzt wurde, wie ursprünglich beantragt oder geplant. Für die anderen zählt der Erfolg erst dann, wenn es langfristige Wirkung entfaltet – etwa indem es neue Strukturen schafft, Denkweisen verändert oder Beteiligung fördert. Dabei hängt Qualität nicht zwangsläufig von der Zahl der Teilnehmenden ab, sondern vielmehr von den Themen und den Menschen, die erreicht werden – insbesondere jenen, die sonst wenig Gehör finden.
Es wurde deutlich: Viele Engagierte wissen sehr genau, was sie brauchen. Einige wünschen sich mehr Unterstützung bei der Antragstellung – nicht in Form von Formblättern, sondern durch echte Beratung und Feedback. Andere brauchen Räume für Begegnung, in denen sie sich vernetzen und voneinander lernen können. Und viele sind bereit, mitzudenken – wenn sie den Raum dazu bekommen. Die Diskussion war offen, kritisch und lösungsorientiert. Sie zeigte, wie viel Potenzial entsteht, wenn Praxis und Struktur in den Dialog treten
Was bleibt – und was weiterführt
Das Plauderstündchen hat gezeigt, wie wertvoll es ist, Erfahrungswissen und Förderstrukturen miteinander ins Gespräch zu bringen. Für uns als Träger war es ein Nachmittag, der nicht nur Austausch, sondern Orientierung ermöglicht hat – für die Engagierten, für uns selbst und für alle, die Verantwortung für Rahmenbedingungen tragen.
Einladung zum Weiterdenken
Wir arbeiten weiter daran, Brücken zu bauen – zwischen Engagement und Förderung, zwischen Alltag und Strategie.
Wenn Sie als Förderpartner:in Interesse an Einblicken, Austausch oder einer zukünftigen Teilnahme haben, laden wir Sie herzlich ein, mit uns ins Gespräch zu kommen. Denn gute Lösungen entstehen oft dort, wo die Strukturen sehr genau und respektvoll zuhören.